Zukunftsfragen – Welche Rolle spielt Ford als Basisfahrzeug? – Interview mit Oliver Wunderlich

Der Caravaning-Fahrzeugmarkt verändert sich. Die großen Freizeitmobilhersteller bringen immer wieder neue Fahrzeuge auf den Markt, welche sich an die stetig wandelnden Kundenwünsche anpassen. So sind Kastenwagen bereits seit mehreren Jahren die Zulassungskönige in der Kompaktklasse. Da passt der Ford Transit hervorragend in das Segment und es gibt zahlreiche neue Kooperationen und Modelle, welche für den Reisefreund interessante neue Optionen bieten. Für die laufende Saison 2022 und auch die nächsten Jahre könnte Ford nach den Plänen des Unternehmens eine starke Rolle einnehmen.

Wir haben mit Oliver Wunderlich (Head of Commercial Vehicle Operations Region D-A-CH) von der Ford-Werke GmbH in Köln über die Branchenausblicke gesprochen. Auf welche Modelle und Kooperationen können sich Reisemobilfans einstellen?


Anm. Red.: Das über einstündige Gespräch haben wir hier in der Interviewform verdichtet wiedergegeben.


Oliver Wunderlich, Leiter Nutzfahrzeuge D-A-CH. (Foto: Ford)
Oliver Wunderlich, Leiter Nutzfahrzeuge D-A-CH. (Foto: Ford)

Frage: Herr Wunderlich, Ford ist ja schon lange erfolgreich im Caravaning mit seinen Fahrzeugen vertreten. Mit welchen Fahrzeugen ging es denn grundsätzlich los?

Antwort Ford: Ford hat eine langjährige Tradition in der Entwicklung und Produktion von Freizeitfahrzeugen. Bereits in den späten 50er-Jahren wurden die ersten Ford FK1000 zu Reisemobilen umgebaut. Und dann begann 1985 die bis heute erfolgreiche Zeit mit dem Ford Nugget Camper, der in der Szene einen exzellenten Ruf besitzt und unter Caravanern Kult-Status erlangt hat. Mit dem aktuellen Ford Transit sind wir bei großen Freizeitfahrzeugherstellern als Basisfahrzeug vertreten.

O-Ton Oliver Wunderlich: „Der Transit Nugget ist ein sehr etablierter Name im Markt und bleibt für Ford ein wichtiges Produkt. Außer dem Transit Custom stellen wir ganz gezielt den Transit sowohl als Kastenwagen, als auch als Chassis für die Aufbauhersteller zur Verfügung.“

Ford steigert die Neuzulassungen bei Freizeitfahrzeugen erheblich

Frage: Diese Tendenz ist ja seit mindestens eineinhalb Jahren zu erkennen. Gerade in letzter Zeit scheint Ford mit seinem Modell Transit ja das Segment Caravaning noch mehr in den Blick genommen zu haben. Zufall oder Strategie?

O-Ton Oliver Wunderlich: „Ganz klare Strategie! Wir haben mit dem Ford Transit und dem Ford Transit Custom sowie der weltweit aufgestellten Produktions- und Vertriebsstruktur der Ford Motor Company eine exzellente Basis, um auch im Caravaning-Bereich dem Endkunden attraktive Angebote machen zu können.“

Antwort Ford: Ford ist im Segment der leichten Nutzfahrzeuge seit vielen Jahrzehnten ein etablierter Anbieter, in Europa mittlerweile Marktführer und der Konzern verfügt über viel Expertise im Bau von Kastenwagen und Fahrgestellen. Diesen umfassenden Erfahrungsschatz nutzt man nun auch verstärkt in der Zusammenarbeit mit der Erwin Hymer Group (u.a. Dethleffs, Bürstner, LMC präsentieren neue Fahrzeuge) sowie Westfalia und den weiteren Partnern mit der Knaus Tabbert AG und der Trigano-Gruppe. Übrigens stehen die Modelle in der Regel mit Front- und innovativem Allrad-Antriebssystem zur Verfügung.

Ford steigert seine Zulassungszahlen als Basishersteller erheblich. (Quelle: Ford)
Ford steigert seine Zulassungszahlen als Basishersteller erheblich. (Quelle: Ford)

Frage: Die großen Wohnmobilhersteller haben sich nach Jahrzehnten der Dominanz des Ducato als Basismodell für die Aufbauten, ja auch zunehmend für andere Unternehmen geöffnet. Bei wem kommen denn aktuell in der Saison 2022 Ford-Fahrzeuge bereits zum Einsatz?

Antwort Ford: Ford ist aktuell bei zahlreichen Marken der großen Caravan-Hersteller wie zum Beispiel Erwin Hymer Gruppe, Trigano und Knaus Tabbert mit Modellen vertreten.

Anm. der Red.: Unter anderem wurden diese Fahrzeuge angekündigt oder bereits vorgestellt: LMC mit dem Innovan, Etrusco mit mehreren Varianten, Bürstner produziert den Lineo auf Transit-Basis.  Zudem gibt es weitere Modelle von Westfalia und Karmann Mobile.

O-Ton Oliver Wunderlich: „Gerade im Hinblick auf den anstehenden Caravan Salon 2022 und der Saison 23/24 darf sich der Reisemobil-Enthusiast auf weitere Fahrzeugmodelle und Kooperationen freuen.“

Frage: Wie sieht man bei Ford die zukünftigen Entwicklungen? Bleiben die kompakten Vans aus ihrer Sicht die Lieblinge bei den Kunden (Stichworte: Vanlife; Young urbans; Spritkosten; Mobilität)?

Antwort Ford: Die Tendenz der letzten Jahre hin zum familien- und alltagstauglichen Van spiegelt sich in den Zulassungszahlen wider. Der Ford Transit und besonders der Ford Transit Custom passen daher sehr gut in diesen Trend. Und durch die Kooperationen mit den Aufbauherstellern gelingt es bei jedem Modell, die eigene Ford-DNA und die eigenen Ford-Markenwerte an die Kunden weiterzugeben.

O-Ton Oliver Wunderlich: „Die Zulassungszahlen zeigen eindeutig, dass Kastenwagen und Vans voll im Trend liegen. Fahrzeuge wie der Nugget sind deshalb so erfolgreich, weil man sie nicht nur im Urlaub nutzen, sondern sie auch vollständig in den Alltag integrieren kann.“

Frage: Gehen wir nochmal auf die technische Seite ein. Viele Basisfahrzeuge verfügen über unendlich viele Assistenzsysteme. Der Bord-Komfort mit Navi, Kameras und Co. steigt immer weiter auf PKW-Niveau an. Muss das so sein?

Antwort Ford: Die Kunden sind es aus dem Pkw-Bereich gewohnt, dass die Fahrzeuge eine Vielzahl von Assistenzsystemen für die Sicherheit und den Komfort mitbringen. Bei Freizeitfahrzeugen spielt der Aspekt des Handling eine große Rolle. Fahrzeuge ohne Assistenzsysteme sowie ohne eine Vernetzung und Digitalisierung sind nicht mehr marktfähig.

O-Ton Oliver Wunderlich: „Wenn sie sich heute in einen Ford Transit oder in einen Ford Nugget setzen, fühlen sie sich sofort wohl und das Fahrgefühl entspricht dem eines Pkw. Das ist wirklich fantastisch. Der Kunde möchte sein Fahrzeug auch in Bezug auf Sicherheit und Komfort personalisieren. Da helfen unsere zahlreichen Lösungen. Zudem kann der global agierende Ford-Unternehmensverbund bereits einmal komplett entwickelte Sicherheits-Assistenzsysteme kostengünstig konzernweit in vielen Baureihen, Pkw wie Nutzfahrzeuge, anbieten.“

Ford bietet die Assistenzsysteme, je nach Funktion und Baureihe, entweder serienmäßig an oder in Form von auf Wunsch verfügbaren Paketen. Das gilt natürlich auch für die Ford Reisemobile wie den Nugget. Der Kunde genießt also ein Höchstmaß an Wahlfreiheit und kann sein Campermobil individuell konfigurieren.

Anm. der Red.: Generell hat sich dieses Paket-Modell in der Branche bewährt und etabliert, da der Kunde so bereits ab Hersteller sein Fahrzeug auf seine individuellen Wünsche abstimmen kann. Ein Camper der regelmäßig drei Monate pro Jahr in Marokko oder Spanien überwintert, benötigt eben kein Winterpaket!

E-Mobilität ist ein Kernthema

Frage: Stichwort: Elektrifizierung/E-Mobilität. Wird es auch im Caravaning von Ford eine elektrisch betriebene Variante des Transit geben?

Antwort Ford: Ford hat den batterieelektrischen E-Transit (WLTP-Reichweite bis zu 317 Kilometern), vor wenigen Wochen auf den Markt gebracht. Die Nachfrage, wir sprechen hier vor allem von Handwerkern, Gewerbetreibenden und Lieferdiensten, ist so stark, dass wir bereits ein Auftragspolster bis fast ans Ende des Jahres haben. Das Fahrzeug funktioniert also und trägt seinen Teil zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz bei.

O-Ton Oliver Wunderlich: „Die sehr positiven Rückmeldungen der Gewerbekunden zum E-Transit werden uns bei der weiteren Entwicklung im Caravaning-Bereich helfen. Bei den Reisemobilen mit Elektroantrieb ist einer der Herausforderungen, Reichweiten zu erzielen, welche die Kunden akzeptieren.“

Frage: Nun haben einige Aufbauhersteller wie Dethleffs mit dem eHome – eine Studie zu einem voll elektrifizieren Reisemobil – oder dem eCoco (elektrifizierter Caravan)  interessante Studien an den Start gebracht. Ist es vorstellbar, dass man dort gemeinsam mit Ford Synergien hebt?

Antwort Ford: Die E-Mobilität gehört bei Ford zu einem der Kernthemen der Zukunft.

O-Ton Oliver Wunderlich: „Die Wohnmobilhersteller kooperieren aus guten Gründen mit uns. Denkverbote gibt es nicht, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für konkrete Aussagen oder Ankündigungen.“

Anm. der Red.: Passend dazu kam vor wenigen Tagen die Nachricht, dass im Ford-Werk Craiova zukünftig auch vollelektrische Varianten produziert werden. (LINK)

Frage: Noch eine ganz praktische Frage zum Schluss: Wie schaut es mit dem Service bei den Ford-Modellen aus? Können Reisemobilfreunde ihre Fahrzeuge in Bezug auf die Basis (Motor; Getriebe) grds. europaweit warten und reparieren lassen?

Antwort Ford: Dank der umfassenden Präsenz von Ford-Werkstätten und Service-Stützpunkten in Europa und natürlich auch außerhalb Europas ist das Ford-Basisfahrzeug bestens dafür geeignet, seine Besitzer überall mobil zu halten. Wartungsarbeiten im Rahmen der normalen Service-Intervalle einschließlich der Ersatzteilversorgung sind vollumfänglich gewährleistet.

O-Ton Oliver Wunderlich: „Bezogen auf das Basisfahrzeug können wir alle Leistungen in unserem dichten Servicenetz europaweit und darüber hinaus anbieten.“

Herr Wunderlich, wir danken Ihnen für das Gespräch!


Fazit:

Die Branche der Freizeitfahrzeughersteller steht vor einigen Herausforderungen in den nächsten Jahren. Mit Ford und seinen Basisfahrzeugen wie dem Transit steht ein weltweit etablierter Partner bereit, um für die Kunden ein technisch und preislich attraktives Angebot zu unterbreiten.

Weiterführende Informationen

Ford-Werke GmbH
Die Ford-Werke GmbH ist ein deutscher Automobilhersteller und Mobilitätsanbieter mit Sitz in Köln. Das Unternehmen beschäftigt an den Standorten Köln, Saarlouis und Aachen rund 19.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Seit der Gründung im Jahr 1925 haben die Ford-Werke mehr als 47 Millionen Fahrzeuge produziert.

https://www.ford.de/nutzfahrzeuge-modelle


Der Artikel ist erschienen bei www.we-love-c.de

Interviewer: Thomas Schmies



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